Studie: Berichtswesen und Gütesiegel in der politischen Erwachsenenbildung

Lassen sich aus bestehenden Qualitätsmanagementsystemen Daten für die Qualitätssicherung der politischen Bildung auf Träger- und Dachverbandsebene ableiten, und wenn ja: Wie? Die neu erschienene Studie befasst sich mit dieser Frage.

Evaluierung und Zertifizierung – wie geht das zusammen?

In der Vorbereitung des Projektes zur Stärkung der politischen Erwachsenenbildung Mehrwert Verantwortung in Förderung durch die Bundeszentrale für politische Bildung im Jahr 2018, suchten wir in unserem Verband in den Datenbanken und Projektberichten nach aussagekräftigen objektivierbaren Daten zur Qualität der politischen Bildung. Dabei mussten wir einsehen, dass die Datenlage – trotz einer ausführlichen Berichterstattung zu Einzelkursen – insgesamt wenig ergiebig war.

Fakten wie die Anzahl der Teilnehmenden, die Programme der durchgeführten Kurse, die Verteilung auf Bundesländer oder Gendergesichtspunkte stellen dabei nicht das Problem dar. Inhaltliche Stichproben, die in der AKSB durch die Fachgruppenleitung zu Einzelthemen im Sinne einer Querschnittsevaluierung erhoben werden, sind ebenfalls vorhanden.

Was fehlte, war eine qualitative Beurteilung, wie jenseits des Einzelkurses politische Bildung im Gesamtsetting der durchführenden Einrichtungen verortet ist, mit welchen Konzepten Mitarbeiter/-innen geschult und weitergebildet werden und auf welcher Grundlage ein Dachverband wie die AKSB für die Sicherung des inhaltlichen „Grundwasserspiegels“ und für Weiterentwicklung systematisch tätig werden kann.

Diese zunächst ernüchternde Bilanz im Blick auf eine umfassende Trägerevaluation korrespondiert mit einer sehr heterogenen Datenlage zur politischen Bildung in den statistischen Erhebungen auf Landes- oder Bundesebene. Sie spiegelt die derzeitige Pluralität politischer Bildung wider, für die eine Vielzahl von Indikatoren herangezogen werden. Das machte es nicht leichter, in diesem Dickicht einen Weg zu einer langfristigen Qualitätssicherung zu schlagen.

Diese Qualitätssicherung ist andererseits in den vielgestaltigen Zertifizierungsprozesse, die Einrichtungen durchlaufen, wenn sie öffentliche oder kirchliche Mittel in Anspruch nehmen wollen, zentraler Bestandteil des Leitungshandelns. Oftmals signalisieren mehrere Siegel auf der Homepage eine zertifizierte Qualität einer Einrichtung. Alle Beteiligten, die jemals einen solchen Zertifizierungsprozess durchlaufen haben, können ein Lied vom Zeitaufwand – und wenn es optimal läuft – auch von den positiven Lernergebnissen solcher Prozesse singen. Deshalb war es uns als Dachverband der politischen Bildung nicht daran gelegen, ein weiteres aufwändiges Verfahren für die politische Bildung zu installieren. Bewusst wurde mit der Fragestellung herangegangen, ob und wie aus den bereits bestehenden Qualitätsmanagementsystemen Daten für die Qualitätssicherung der politischen Bildung auf Träger- und Dachverbandsebene aggregiert werden können.

Das Ergebnis liegt nun mit dieser Expertise „Berichtswesen und Gütesiegel in der politischen Erwachsenenbildung“ vor. Die Autorin, Dr. Helle Becker, brachte ihre langjährige Erfahrung in der Evaluierung von Bildungsprozessen mit in die Studie ein. Nicht nur dafür ist ihr zu danken. Durch den konzentrierten Austausch mit ihr ist es gelungen, die Fragestellung zu schärfen und - so die Hoffnung – das reflektierte Wissen über unseren Verband hinaus in der politischen Erwachsenenbildung fruchtbar zu machen. Dazu trägt auch die Förderung durch die Bundeszentrale für politische Bildung bei, die die Studie im Rahmen des Projektes Mehrwert Verantwortung finanziell unterstützt hat.

Mit dem Ergebnis – soviel sei vorweggenommen -- drängen sich mehr Fragen auf, als es im Moment Antworten gibt. Politische Bildung, verstanden als Auftrag Menschen zur gesellschaftlichen Mündigkeit zu befähigen, braucht diese Auseinandersetzung um die Qualität ihrer Arbeit. Dazu will diese Studie beitragen.


20. Dezember 2021

Annika Breuer

Referentin politische Jugendbildung, Förderung und Qualifizierung

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