Demokratie, Kirche, politische Bildung – wie geht das zusammen?

Fünf Fragen an vier Menschen, die sich in unterschiedlichen Rollen an der Nahtstelle zwischen Kirche und Gesellschaft engagieren. AKSB-inform sprach mit Dr. Franz-Josef Overbeck, Bettina Faber-Ruffing, Daniela Ordowski und Joachim Frank.

Einzelne Puzzleteile: Wie passen Demokratie, Kirche und politische Bildung zusammen?

13. Juni 2021

Wie beurteilen Sie den Zustand der deutschen Demokratie im Jahr 2021? Wo sehen Sie die wichtigsten Aufgaben für Institutionen und Zivilgesellschaft?

Frank: Unsere Demokratie hat sich in der Pandemie bewährt. In einer grimmigen Paradoxie bringen das gerade diejenigen zum Ausdruck, die fortwährend und lautstark das Gegenteil behaupten: „Querdenker“ dürfen in diesem Land nicht nur verquer denken, sondern auch demonstrieren. Die Gewaltenteilung funktioniert, Meinungs- und Pressefreiheit sind gewährleistet, Machtkontrolle findet statt. In den Medien, angeblich von der Regierung „gleichgeschaltet“, wird eben diese Regierung in ihrem Handeln unablässig auf den Prüfstand gestellt und kritisiert. Entscheidend für die Zukunft der demokratischen Institutionen ist die Stabilität der Währung „Vertrauen“. Armin Laschet hat es in seiner Bewerbungsrede für den CDU-Vorsitz mit der Bergmannsmarke seines Vaters illustriert – als Symbol, dass „auf den Mann Verlass ist“. Die größte Gefahr geht von einer grassierenden Unkultur der Desinformation, der Verunglimpfung, Herabsetzung und Delegitimierung nicht nur, aber vor allem im Netz aus. Ihr entgegenzutreten, ist demgegenüber der wichtigste Dienst an einer Kultur des Vertrauens.

Faber-Ruffing: Die Herausforderungen, die unsere Gesellschaft momentan bewältigen muss, sind immens – und die gegenwärtige Pandemie befördert dabei nur die Offenlegung, ist aber nicht die Ursache.
Ich denke unter anderem an das zunehmende Erstarken national gesinnter Kräfte, Radikalisierungen im Denken, in der Sprache und im Handeln. Gleichzeitig erlebe ich ein Desinteresse an globalen Problemen und Zusammenhängen. Auch an Kirche. Egoistisches Verhalten in allen Bereichen gibt den Ton an.
Hauptsache, mir und meiner Gruppe geht es gut. Ich stimme dem tschechischen Religionsphilosophen und Priester Tomas Halik zu, wenn er sagt, dass politische Ignoranz eine Sünde sei. Nur wenn wir uns einmischen und als Christen Verantwortung übernehmen – und das ist für mich die Umsetzung des Evangeliums – kann es gelingen, diese Egoismen zu überwinden und in Solidarität alle in unserer Gesellschaft mitzunehmen und niemanden abzuhängen. Und da dürfen wir den Anschluss nicht verlieren. Es eilt.

Ordowski: Wir stehen vor vielen großen Herausforderungen und müssen unsere Demokratie dafür stärken.
Die Corona-Krise trifft alle Menschen, aber sie trifft sie unterschiedlich und dies führt zu Rissen: innerstaatlich, aber auch zwischen Staaten. Und dabei ist die Pandemie nur eine der Krisen, die wir als Gesellschaft bewältigen müssen, neben der Klimakrise und dem Artensterben. Wir müssen in diesem Jahr mit der Bundestagswahl beweisen, wie stark unsere Demokratie sein kann und müssen für sie einstehen.
Unsere Gesellschaft muss beweisen, wie wichtig uns Mitbestimmung ist und Parteien wählen, für die Demokratie ein hohes Gut ist. Als Zivilgesellschaft ist es hier unsere Aufgabe, Menschen zu mobilisieren, ihr Recht einer freien Wahl wahrzunehmen und darüber hinaus Gesellschaft immer wieder mitzugestalten.

Overbeck: Demokratie baut auf Vertrauen auf. Das ist die Voraussetzung für ein solidarisches und friedliches Miteinander. Darum waren die letzten Monate auch ein Belastungstest für unsere Demokratie, den wir gemeinsam bestehen mussten. Trotz zahlreicher Versuche, dieses Vertrauen zu erschüttern, haben ein Großteil der Bürgerinnen und Bürger sowie die allermeisten politischen Funktionsträger sehr besonnen und verantwortungsbewusst gehandelt. Daran wird deutlich, dass Demokratie neben geschriebenen auch von ungeschriebenen Voraussetzungen lebt, die sich als Formen einer „demokratischen Sittlichkeit“ beschreiben lassen. Diese Formen stärken unser Vertrauen in die Demokratie und prägen die Gestalt von Institutionen.

Welche Rolle messen Sie der katholischen Kirche in dieser Herausforderung bei? Wie wird sie die Glaubwürdigkeit und die Kraft dazu aufbringen können?

Overbeck: Die Zivilgesellschaft ist der wesentliche Ort, um eine solche „demokratische Sittlichkeit“ zu leben, zu pflegen und zu diskutieren. Dazu gehören Fairness, Respekt gegenüber dem politischen Gegner, Mut zur Kontroverse, Gemeinsinn und Gemeinwohlorientierung.
Als Kirche haben wir im gemeinsamen Wort „Vertrauen in die Demokratie stärken“, das im Jahr 2019 vom Rat der EKD und der DBK veröffentlicht worden ist, unsere Verantwortung dafür zum Ausdruck gebracht. Wir müssen auch unser Selbstverständnis als Beteiligte im gesellschaftspolitischen Diskurs klären: Wer sich als Teil der demokratischen Zivilgesellschaft versteht, darf dort in Wahrheits- und Geltungsfragen keine Sonderrechte beanspruchen.

Ordowski: Glaube kann ein verbindender Aspekt in einer Gesellschaft sein, solange wir ihn nicht zu einem Mittel der Exklusivität und Diskriminierung machen.
Ich wünsche mir eine katholische Kirche, die Vorreiterin ist und Diskriminierung nicht toleriert, in der Gesellschaft, aber vor allem auch innerhalb der Kirche. Wir müssen als Kirche zugeben, dass wir mit den Diskriminierungen, die wir zulassen, einen Nährboden schaffen, denn viele nutzen die kirchlichen Botschaften, um menschenfeindlich zu agieren. Wie viele Ungerechtigkeiten könnten wir als Kirche beseitigen, wenn wir andere Botschaften in diese Welt senden würden, und wie viel glaubwürdiger würde uns das machen.

Faber-Ruffing: In der gesellschaftlichen Gemengelage sehe ich die katholische Kirche als eine Art Kompassnadel, die die Richtung angeben sollte, in die wir gehen müssen. Die Nadel selber ist ständig in Bewegung, pendelt in einem gewissen Spielraum hin und her, erkennt die Realitäten unserer Lebenswelten an, bleibt aber auf Kurs. Sie ist nicht starr. Ecclesia semper reformanda. Das scheint in Vergessenheit geraten zu sein.
Mit welchen Überzeugungen und Wertvorstellungen wir uns in die Zukunft bewegen, das muss klar sein. Und da muss unsere Kirche und müssen unsere Bischöfe eine klare Richtung vorgeben, an der wir uns orientieren können. Das gelingt aber nur, wenn die Kirche selber verlässlich, glaubwürdig und mutig ist, das heißt, wenn wir den einzuschlagenden Weg als zukunftsweisend und erfolgreich verifizieren können. Dieser Weg muss die Menschen mitnehmen und sich an ihren Bedürfnissen und ihrem Wohl orientieren, sonst ist er zu nichts nütze und es werden andere Wege gesucht. Und da muss die Kirche ans Eingemachte: das Kirchenrecht.

Frank: Ich fürchte, dass die Kirchen derzeit ihre Rolle als zugleich konsensstiftende Kraft und kritisches Gegenüber aufs Spiel setzen. Statt „für andere da“ zu sein, was Dietrich Bonhoeffer als konstitutives Moment der Kirche beschrieben hat, verlieren sich die Kirchen in Selbstreferentialität, Selbstverteidigung und Selbsterhalt. Am deutlichsten wird das im Umgang mit dem Missbrauchsskandal. Entgegen allfälligen Beteuerungen haben offenbar sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche auf ihren Leitungsebenen den Ernst der Lage immer noch nicht verstanden. Der Glaubwürdigkeitsverlust hat Treibsandeffekt: Nichts behält mehr festen Stand.
Und selbst die Klage, wie wichtig die Kirchen und ihre Botschaft „eigentlich“ wären, trennt sich mehr und mehr von einer echten Verlusterfahrung und wird zu einer Art von nostalgischem Seufzer. Was dagegen zu tun wäre? Das ist die Eine-Million-Euro-Frage. Ein Antwortversuch, der sicher nicht so viel wert ist, lautet: die Bibel zur Hand nehmen und bei Jesus in die Schule gehen. Markus 10,43 könnte ein Anfang sein.

Auf Bundesebene wird eine Weiterentwicklung der Kirche auf Basis demokratischer Prinzipien und Normen verhandelt. Wie wird das erfolgreich sein können?

Overbeck: Wir stehen als Kirche gegenwärtig überall vor gewaltigen Herausforderungen, die es glaubhaft zu bewältigen gilt. Die Diskussion über Themen, die die Gläubigen in Deutschland bewegen, wird derzeit offen geführt, was sich auch auf dem Synodalen Weg widerspiegelt. Demokratische Verfahrensweisen, kritische Diskurse und Formen der Beteiligung gehören zu diesem Prozess, können und sollen aber nicht die sakramentale Grundstruktur der Kirche, ihre Dienste und Ämter und den Weg zu einer synodalen Kirche substituieren. Damit sind Chancen verbunden, aber auch Grenzen markiert, innerhalb derer eine ortskirchlich verantwortbare Reform unter den Bedingungen unserer Zeit gelingen kann. Dafür braucht es viel Vertrauen, das es zu gewinnen gilt.

Ordowski: In den Jugendverbänden ist es für uns ganz selbstverständlich, dass wir Kirche leben anhand demokratischer Strukturen. Wir wählen unserer Vorstände, und zwar auf Zeit, und müssen Rechenschaft ablegen. Das sind für uns Prinzipien, die Macht kontrollieren und dafür sorgen, dass Mitglieder ein Mitspracherecht haben. Die MHG-Studie hat deutlich gezeigt, dass wir Machtstrukturen aufbrechen müssen, um sexualisierte Gewalt zu verhindern und um dies zu erreichen, wurde der Synodale Weg ins Leben gerufen. Das dürfen wir nicht vergessen. Ich glaube deshalb, dass demokratische Strukturen in der Weiterentwicklung der Kirche eine sehr entscheidende Rolle spielen.

Faber-Ruffing: Ausgangspunkt für den Synodalen Weg, der die Weiterentwicklung der Kirche im Blick hat, ist die Missbrauchsthematik. Sich den eigenen Unzulänglichkeiten zu stellen, sich ehrlich mit dem oder der anderen zu befassen und gemeinsam zu ringen, andere Meinungen zulassen, das sind demokratische Handlungsmuster, die wir auch innerhalb aller Kirchenstrukturen dringend benötigen. Dazu gehört das Wahrnehmen heutiger Realitäten, in erster Linie die Gleichstellung von Mann und Frau, die Anerkennung von pluralen Lebensentwürfen und die Öffnung hin zu den anderen christlichen Konfessionen und Religionen, zunehmend auch zu den nichtkirchlich gebundenen Menschen. Ich denke positiv und sehe den Synodalen Weg als Chance; er sollte den Anfang einer neuen Gesprächskultur markieren: wertschätzend, hinhörend, ernsthaft interessiert, ehrlich, von echten Bedürfnissen und dem Willen zur Veränderung geleitet.
Starre Hierarchien finden heute keine Akzeptanz mehr. Das zeigt sich aktuell an den Reaktionen auf römische Verlautbarungen sehr deutlich.

Frank: Von der Zeit an, als das frühe Christentum sich in den griechisch-römischen Kulturkreis integrierte und sich das Denken des Hellenismus anverwandelte (ein Lieblingstopos des früheren Papstes Benedikt XVI.), waren seine Lern- und Anpassungsfähigkeit entscheidende Faktoren für den Erfolg der Kirche.

Heute stellt der freiheitlich-demokratische Rechtsstaat bestimmte Organisationsstrukturen der Kirche, die insbesondere im Codex Iuris Canonici scheinbar ehernes Gesetz sind, weit in den Schatten, wenn es um den Schutz von Grundrechten und individuellen Freiheiten oder um die Abwehr herrschaftlicher Willkür geht. Die Kirche wird sich institutionell nur behaupten können, wenn sie konstitutionell nicht hinter den Errungenschaften des modernen Verfassungsstaates bleibt.

Die katholische Kirche in Deutschland ist aufs Ganze gesehen in schlechter Verfassung. Wie gehen Sie persönlich mit Widersprüchen und Zerrissenheiten um?

Ordowski: Die Amtskirche ist definitiv in sehr schlechter Verfassung, da sie weiterhin den Schutz der Institution vor den Opferschutz stellt und damit auch an Glaubwürdigkeit verliert und ihrer Verantwortung nicht nachkommt. Es ist oft sehr schwer, mit dieser Zerrissenheit umzugehen: In einem Jugendverband aktiv zu sein, der sich stark für Menschenrechte einsetzt und dann in einer Kirche aktiv zu sein, die Menschenrechte so offen mit Füßen tritt. Ich bleibe, um diese Kirche zu verändern, um Diskriminierung zu beenden und nicht jenen das Feld zu überlassen, die die Kirche als exklusiv und realitätsfern sehen wollen. Mit Widersprüchen in dieser Kirche kann ich nur deshalb umgehen, weil ich offen gegen sie angehe. Solange ich kämpfe, kann ich bleiben.

Overbeck: Als Bischof begegnen mir diese Widersprüche und Zerrissenheiten täglich. Ich halte es für klug, damit ehrlich und konstruktiv kritisch umzugehen, denn diese Mehrdeutigkeit ist faktisch in unserer Kirche einfach vorhanden. Die Diskussion über Fragen zu den Themen Macht, Partizipation und Gewaltenteilung, Geschlechtergerechtigkeit, Sexualität und Sexualmoral und priesterliche Lebensformen berührt und beschäftigt viele in unserer Kirche und darüber hinaus existentiell und führt bisweilen zu sehr verhärteten Positionen. Meine Aufgabe ist es, mit allen Gläubigen im Gespräch zu bleiben und ihre Perspektiven wertzuschätzen. Ein klares und deutliches Nein gibt es von mir dann, wenn Regeln des gegenseitigen Respekts verletzt werden und das Ringen um den rechten wie wahren Weg nicht mehr erkennbar bleibt.

Frank: Der „Herrgottswinkel“ war früher Ausdruck einer selbstverständlichen Präsenz von Glauben (und Kirche) im Leben einer Hausgemeinschaft. Ich nehme das Leben als katholischer Christ heute eher so wahr, dass es sich gegen das Selbstverständliche zu behaupten sucht, das da lautet: Auf vielem, was in dieser Kirche geschieht, liegt kein Segen. Vieles, was sie lehrt und verkündet, ist nicht heilsam oder – wie der Münsteraner Dogmatiker Michael Seewald ausführt – nicht „hoffnungsförmig“. Alles im Christentum, so Seewald, müsse sich daran messen lassen, ob Menschen daraus Hoffnung schöpfen können.
Noch finde ich genug davon, zum Glück: bei klugen Theolog/-innen, empathischen Seelsorger/-innen, unermüdlich Engagierten. Ohne es zu wissen, halten sie mich davon ab, zu gehen. Wie viele es davon braucht? Genesis 18 ist eine Orientierungsgröße. Hoffentlich.

Faber-Ruffing: Die Uhr tickt: Noch drehe ich mit an verschiedenen Rädchen: im Katholikenrat, im ZdK, in der AG Verbände, in der kfd. Noch habe ich Kraft, zu drehen, weil andere mit anpacken und wir gemeinsam den Karren anschieben wollen. Wenn er irgendwann ganz im Matsch stecken bleiben sollte, bin ich nicht diejenige, die mit stecken bleibt. Dann werde ich andere Wege beschreiten. Dass ein solches Denken überhaupt möglich ist, hätte ich mir noch vor einigen Jahren nicht vorstellen können. Es zeigt, wie notwendig Reformen sind – und da ist die berechtigte Frage nach der Rolle von Frauen in unserer Kirche dringend zu klären.

Welche Rolle sehen Sie in diesem großen Spannungsfeld für katholisch getragene Einrichtungen der politischen Bildung? Können sie Brückenbauer sein?

Ordowski: Ich bin mir sicher, dass es mitunter unsere Aufgabe ist, Brücken zu bauen. Vor allem müssen wir Brücken bauen zur Realität. Wir müssen deutlich aufzeigen, dass die Institution Kirche nicht das Recht hat, mit der Diskriminierung fortzufahren, und dass wir eine Kirche brauchen, die Menschen wahrhaftig auf ihrem Lebensweg begleitet. Wir müssen uns gemeinsam mit den Menschen den Herausforderungen stellen, vermitteln und vor allem Mut machen, statt zu unterdrücken. Wir werden in den nächsten Jahren Mut und Kraft brauchen, um unserer Schöpfungsverantwortung in der Klimakrise gerecht zu werden und eine Demokratie hochzuhalten, die allen ihr Mitspracherecht garantiert. Eine Kirche, die Menschen zusammenbringt.

Faber-Ruffing: Wir brauchen Brücken zwischen den verschiedenen Ebenen, die die Möglichkeit bieten, Themen herunterzubrechen, Menschen vor Ort aufmerksam zu machen auf Missstände, Entwicklungstrends und Denkmuster. Bildungshäuser haben die Möglichkeit, in räumlicher Nähe Kontakte herzustellen zwischen kompetenten Gesprächspartnern und dialoginteressierten Menschen und gleichzeitig auf Handlungsmöglichkeiten und Mitspieler/-innen hinzuweisen, sodass Menschen ihre Verantwortung für die Gestaltung der Welt wahrnehmen können. Die finanzielle Unterstützung von Bildungseinrichtungen ist deshalb ein unverzichtbarer Beitrag zur Demokratisierung.

Frank: Der vom Bochumer Pastoraltheologen Matthias Sellmann forcierte Begriff der „Fremdprophetie“ könnte für die Bildungsarbeit katholischer Einrichtungen inspirierend und weiterführend sein: Was wird außerhalb der Kirche, an ihr vorbei oder sogar gegen sie an Werten, Idealen, Stilen und Praktiken gelebt, die (auch) der Kirche gut täten? Katholische Akademien, Bildungsstätten, Tagungshäuser sollten Orte sein, an denen eine kreative Verunsicherung wichtiger ist als die Selbstvergewisserung und an denen das Infragestellen dem (vorschnellen) Antworten vorausgeht.
Katholische Bildungseinrichtungen sollten Plattformen sein, auf denen sich Personen und Positionen begegnen, die sonst auf getrennten Umlaufbahnen unterwegs sind. Das setzt ehrliches Interesse voraus – und Demut als die Kunst, von sich selbst absehen zu können.

Overbeck: Im säkularen Zeitalter der westlichen Gegenwartskultur dienen das Christentum und die Kirche so gut wie kaum mehr als legitimatorische Stütze einer Gesellschaft, in der sich die Bedingungen des Glaubens fundamental gewandelt haben. Die Frage, ob kirchliche Positionsbestimmungen öffentlich Relevanz entfalten und allgemein eher als Bereicherung einer pluralen Diskurslandschaft wahrgenommen werden, ist alles andere als trivial. Gerade hier kommt katholisch getragenen Einrichtungen der politischen Bildung eine Schlüsselrolle zu. Ein offener Dialog mit den Human-, Gesellschafts- und Naturwissenschaften und mit einer kritischen inner- und außerkirchlichen Öffentlichkeit braucht Akteure, die sich auf diesen Feldern souverän bewegen und mit Mut und Klarheit Stellung beziehen.


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Claudia Krupp

Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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