Wie kann die politische Bildung auf (Rechts-)Populismus reagieren?

Die politische Jugend- und Erwachsenenbildung arbeitet ganz praktisch an der Reaktion auf (Rechts-)Populismus und autoritären Nationalradikalismus. Wie ein theoretischer Ansatz aussehen kann, beschreibt dieser Beitrag.

Agieren ist besser als reagieren, Prävention besser als Intervention. Dies dürfte Konsens nicht nur in der politischen Bildung sein. Und trotzdem muss sie Konzepte bereitstellen, mit denen Pädagoginnen und Pädagogen reagieren und intervenieren können. Auch in der AKSB haben Einrichtungen der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung dazu einige praktische Ansätze und Formate entwickelt, wie etwa das Haus am Maiberg, das Franz-Hitze-Haus, das IBZ Marienthal und viele mehr.
Auf Fachtagen und Studientagen, in Jugendseminaren, Workshops und Trainings geht es dabei um die Akteure und ihre Strategien und Verflechtungen, ihre politischen Ziele und Themen. Allen Formaten gemein ist der handlungsorientierte Ansatz: Was kann ich - was können wir gemeinsam - tun, um unsere Gesellschaft(en) und Demokratie(n) stark zu machen gegen diese Bedrohung.

Anja Besand hat bereits 2017 in einem relativ unbekannt gebliebenen Aufsatz den Versuch unternommen, drei aus ihrer Sicht wesentliche Strategien in der Reaktion auf Rechtspopulismus zu systematisieren und auf ihre erfahrungsgesättigten Wirkungsgrade am Beispiel PEGIDA in Dresden zu prüfen. Entscheidend für die Wahl der Strategie sei die spezifische Perspektive auf das Phänomen des (Rechts-)Populismus.

Wird er als soziale Pathologie begriffen, wird man aus einer kurativen Haltung zu aufnehmend-zugewandten Strategien greifen. Begreift man ihn als Wissensdefizit, verfolgt man womöglich sachlich-nüchterne Ansätze.
Besand selbst tendiert zum dritten Strategienbündel: Emanzipatorische, debattenorientierte Formate, die Meinungs- und Willensbildungsprozesse vorantreiben sollen. Diesen Ansätzen liegt die Annahme zugrunde, (Rechts-)Populismus sei eine Irritation im öffentlichen Diskurs.

Die Synthese dieser Ansätze und verschiedener Beobachtungen bringt für Besand letztlich vier Thesen:
(I) Politische Bildung muss inklusiver werden.
(II) Der Beutelsbacher Konsens ist nicht mit dem Neutralitätsgebot gleichzusetzen, Kontroversen sollen nicht vermieden werden.
(III) Politische Bildung ist auf Emotionen angewiesen.
(IV) Die institutionellen Strukturen der politischen Bildung müssen deutlich gestärkt werden.

Besand liefert eine hilfreiche Systematisierung von Ansätzen, anschauliche Beispiele und konkrete Schlussfolgerungen für die politische Bildung.

Ergänzt sei noch: Auch in der politischen Bildung muss nicht jedem Thema und jeder Person Debattenspielraum gegeben werden. Akteurinnen und Akteure, die den Pluralismus verachten und den Diskurs nur strategisch nutzen oder mit menschenfeindlichen Äußerungen die demokratische Gesellschaft angreifen, haben ihr Anrecht auf einen Platz auf den Diskussionspodien dieser Republik verwirkt. Hier sind sich mittlerweile viele Träger politischer Bildung einig und haben entsprechende Beschlüsse gefasst.
Besand, Anja (2017): Nach Pegida – Rechtspopulismus als Herausforderung für die politische Bildung, in: Bürger im Staat: Rechtspopulismus. S. 63 – 70.