Politische Bildung braucht Orte des Austauschs

Die politische Bildung in katholischer Trägerschaft steht vor großen Herausforderungen: Auf der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke (AKSB), die in diesem Jahr virtuell stattfand, wurde dies deutlich.

Unter Einhaltung der AHA-AL-Vorgaben hat der Vorstand der AKSB vom Bonifatiushaus Fulda aus an der Mitgliederversammlung teilgenommen.

26. November 2020

Das digitale Format brachte am 24. und 25. November 2020 über 60 Vertreter/-innen zusammen, die in ihren Beiträgen zugleich auf die Grenzen des Mediums hinwiesen: Wichtige Debatten über die Rolle der politischen Bildung in den gesellschaftlichen Konflikten, wie zum Beispiel in der Corona-Krise, könnten in Videokonferenzen nur bedingt stattfinden. Der Vorsitzende der AKSB, Gunter Geiger, betonte auf der Mitgliederversammlung: „Politische Bildung braucht Orte des Austausches zur Bildung von mündigen Bürgerinnen und Bürgern.“ Die zunehmenden digitalen Formate könnten die persönliche Begegnung nicht ersetzen. Der gerade veröffentlichte 16. Kinder und Jugendbericht gebe dazu wichtige Hinweise auch für die AKSB.

Dazu gehört auch die verstärkte Profilierung der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen unter 14 Jahren, der sich die AKSB mit einem Beschluss auf Antrag mehrerer Mitglieder nun geöffnet hat. Ulrike Maqua vom Franziskanischen Bildungswerk in Großkrotzenburg erläuterte im Namen der Antragsteller den Hintergrund: die Ausbildung und Begleitung von Schülervertretungen als Lernorte der Demokratie beginne oft bereits mit Schülerinnen und Schülern aus der 5. Jahrgangstufe. Auf diesen Erfahrungen könne die politische Bildung mit Kindern und Jugendlichen aufbauen. Benedikt Widmaier, Zweiter Vorsitzender der AKSB, warb für einen engen Begriff der politischen Bildung und eine gründliche fachliche Bewertung der Arbeit mit Kindern: „Nicht jedes Ferienlager macht politische Bildung, dazu müssen Qualitätskriterien für politische Bildung mit Kindern entwickelt werden“.  

Eine der Stärken der Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke besteht im Austausch und der Vernetzung der Mitglieder. Am 25. November 2020 ist dieses Netzwerk ein Stück größer geworden: Die Mitgliederversammlung beschloss die Aufnahme des KönzgenHauses aus Haltern am See und der Katholischen Erwachsenenbildung, Diözesanbildungswerk Limburg. Beide Einrichtungen arbeiten seit August 2018 in der AKSB mit.  

Die angekündigte Schließung des Hauses am Maiberg im Bistum Mainz, die Schließung der Bildungsstätte St. Martin in Germershausen und die Verlegung der Katholischen Akademie St. Jakobushaus von Goslar nach Hannover durch das Bistum Hildesheim gingen nicht spurlos an den Mitgliedern der AKSB vorbei. Reinhard Griep, Leiter der Jugendakademie Walberberg, brachte es auf den Punkt: „Gerade jetzt, in der Zeit der zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung, brauchen wir mehr politische Bildung“. Man sehe die Gefahr, dass die katholische Kirche sich zunehmend aus den gesellschaftlichen Debatten zurückziehe. Im Namen der Mitgliedschaft griff Gunter Geiger dies auf: „Binnenkirchliche Verständigung über die Rolle der politischen Bildung und die Verständigung über die Aufgaben der politischen Bildung insgesamt müssen Hand in Hand gehen. Digitalisierung ist dafür ein Instrument, aber nicht die Lösung“.

Claudia Krupp

Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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