Mit digitalen Kompetenzen die Demokratie stärken!
Am 30. März 2023 findet in der Hessischen Landesvertretung in Berlin die diesjährige Fachtagung zu „mepodi – Medienbildung politisch und digital“ statt. Im Fokus der Veranstaltung steht das Zusammenspiel von Digitalisierung und Demokratie.
Mit einem Fachtag in der Hessischen Landesvertretung zum Thema „Mit digitalen Kompetenzen die Demokratie stärken! Chancen und Grenzen digitaler politischer Bildung“ am 30.03.2023 setzten die Träger der Reihe „mepodi – Medienbildung politisch und digital“ ihre langjährige Kooperation fort. AKSB-Vorsitzender Gunter Geiger und Kathrin Kuhnert von der Medienanstalt Hessen konnten rund 50 Expert*innen aus Politik, Wissenschaft, Bildungspraxis und Wirtschaft begrüßen. Darunter die Bundestagsabgeordneten Marlene Schönberger (Bündnis 90/Die Grünen), Saskia Esken (SPD), Maximilian Funke-Kaiser (FDP) und Petra Pau (Die Linke).
Aus Sicht von Gunter Geiger befördert der Austausch mit Gleichgesinnten im Netz zwar Identifikation und Selbstbestätigung, begünstige aber auch Ausgrenzung, Diffamierung und Herabwürdigung anderer. Die politische Bildung sei in diesem Kontext besonders gefordert, präventive Maßnahmen und Gegenstrategien zu entwickeln. Kathrin Kuhnert sieht diese Herausforderungen für pädagogische Fachkräfte aus dem sozialen Sektor, die gezielte Unterstützung in Sachen „pädagogischer Medienarbeit“ benötigten. Eine ständige Qualifizierung dieser Fachkräfte auf dem Gebiet der politischen Bildung, der Medienbildung und Pädagogik sei von essenzieller Bedeutung.
Der anschließende Diskurs der Teilnehmenden widmete sich Chancen und Grenzen digitaler politischer Bildung, aber auch akuten Gefährdungen der Demokratie durch antidemokratische und antisemitische Verschwörungserzählungen. Aus Sicht der Vorsitzenden der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) sind die Fake News mittlerweile so gut aufbereitet, dass sie nicht mehr ohne forensische Kenntnisse erkennbar seien. Die Beeinflussung von Wahlen und die Beförderung von Antisemitismus seien konkrete Gefährdungen, dies hieraus ergeben. Schockierend sei dabei aber die Reaktion von Jugendlichen, denen diese Fake News oftmals egal seien.
Weitere negative Folgen für das gesellschaftliche Zusammenleben ergeben sich durch Hate Speech und Verschwörungserzählungen, aber auch Cybermobbing gefährde die demokratischen Strukturen in der Gesellschaft. Hinzu komme die soziale Ungleichheit bei der digitalen Ausstattung und den Zugängen zu digitalen Angeboten. Diese Aspekte gefährdeten den sozialen Frieden und beeinflussten den Arbeitsmarkt.
Aus Sicht der Politik muss Medienbildung als eine schulfachübergreifende Querschnittsaufgabe in den Lehr- und Bildungsprogrammen der Bundesländer verankert werden. Bundestagsabgeordnete Marlene Schönberger von Bündnis 90/Die Grünen wünscht sich konkrete Fortbildungsprogramme für Lehrer*innen: „Politische Bildung und Medienkompetenz müssen fester Bestandteil der Lehrpläne an Schulen und Universitäten werden. Wir brauchen gezielte Fortbildungsprogramme für Lehrerinnen und Lehrer, um sicherzustellen, dass sie über das Wissen und die Fähigkeiten verfügen, ihre Schülerinnen und Schüler angemessen auf die Herausforderungen der digitalen Welt vorzubereiten.“ Dies könne aber nur gelingen, wenn die Politik ausreichende Mittel für die politische Bildung bereitstelle.
Petra Pau, Bundestagsabgeordnete „Die Linke“, fordert ein Medienkompetenztraining in der Ausbildung von Erzieher*innen und Lehrkräften sowie verpflichtende Fortbildungsangebote nach dem Einstieg in den Beruf. „Dafür muss jedoch auch die Zeit geschaffen werden, damit sich weitergebildet werden kann!“, hebt Pau in ihrem Beitrag hervor. Die Vermittlung von Medienkompetenz müsse sich zudem an der Lebensrealität und Aktivitäten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen orientieren. Verstärkt benötige es die Förderung von interaktiven und partizipativen digitalen Bildungsformaten, an der sich die Zielgruppen selbst beteiligen und dabei miteinander interagieren können.
Der digitalpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Maximilian Funke-Kaiser, glaubt an den gesellschaftlichen Fortschritt durch Technologieentwicklung: „Digitalisierung ermöglicht eine größere Teilhabe von Menschen am gesellschaftlichen Geschehen und an der Demokratie.“ Den damit verbundenen Gefahren für die Demokratie, die sich durch Desinformationen, Hassrede und Cybermobbing im Netz ergeben, müsse nicht nur mit einer Steigerung der Medienkompetenz begegnet werden, sondern auch die „Möglichkeit des Meldens“ geschult werden. Bürger*innen und insbesondere junge Menschen sollten dazu ihre Rechte im Internet kennen. „Es ist wichtig, die Meldeverfahren bekannter zu machen und die Strafverfolgung von Straftaten im Internet zu verbessern, um Vertrauen in die Polizei und effektive Bekämpfung von Desinformation, Hassrede und Cybermobbing zu fördern.“
Trotz aller Gefährdungsszenarien dürfe aus Sicht der SPD-Bundestagsabgeordneten Saskia Esken das Digitale nicht nur dystopisch gesehen werden. Es sei auch eine Chance für die Demokratie. Aber, so Esken, „auch eine digitale Demokratie braucht Demokraten und Demokratinnen!“ Mit dieser Forderung eröffnete die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken ihren Beitrag. Überzeugte Demokrat*innen bräuchten aber die Erfahrung, dass das Recht sie schützt, wenn sie sich frei im Rahmen des Grundgesetzes einer Demokratie äußerten. Bei der Umsetzung von digitalen Maßnahmen müsse Deutschland schneller werden, sonst werde es den internationalen Anschluss verpassen.
Hoffnungen setzen alle Parlamentarier*innen auf das kommende Demokratiefördergesetz, von dem sie sich eine stetigere Förderung von politischen Bildungsprogrammen im Bereich der Medienkompetenzförderung erwarten. Solche Bildungsprogramme konnte das Projekt „Demokratie leben!“ bereits etablieren.
Prof. Dr. Roman Poseck, Hessischer Justizminister, zeigte in seinem Beitrag Möglichkeiten und Grenzen des Strafrechts in der Bekämpfung von Hass, Hetze und Fake News im Internet auf. Es ergebe sich bei der Beurteilung, wie weit die Meinungsfreiheit reiche, ein schwieriges Spannungsfeld zu den Rechten anderer Menschen, die verletzt werden und ebenso schützenswert seien. Hinzu komme, dass viele Täter im Netz unentdeckt bleiben. In der strafrechtlichen Debatte seien zurzeit die Aufhebung der Anonymität durch „Klarnamen“, die Einführung einer Strafvorschrift für Fake News sowie die Erweiterung des §130 StGB, der eine Leugnung von Kriegsverbrechen unter Strafe stellen soll. Die Klärung der Tatbestände im Einzelfall könne sich jedoch in der Praxis schwierig gestalten.
Aus der Perspektive der Wissenschaft sieht Prof. Sven Kommer von der Initiative „Keine Bildung ohne Medien!“ die Notwendigkeit, bereits heute für die Medien auszubilden, die es in 30 oder 40 Jahren geben wird. Auf allen Ebenen – in der schulischen wie außerschulischen Bildung – bedürfe es einer Kooperation der politischen Bildung mit der Medienpädagogik sowie mit Vertreter*innen der digitalen Bildung und der Informatik-Didaktik. „Es braucht dann aber auch etablierte Strukturen jenseits kurzzeitiger Projektförderungen, die eine adäquate und nachhaltige politische Bildung und Medienbildung ermöglichen,“ betont Prof. Kommer. Dazu gehöre dann aber auch eine ausreichende Anzahl hervorragend ausgebildeter pädagogischer Professionals nicht nur im Lehramt.
Einen Mangel an Fachkräften konstatiert Sabine Eder. „Hier fehlt es an allen Ecken und Enden!“ Dem stehe jedoch entgegen, dass Kinder nicht nur ein Recht auf Mediennutzung, sondern auch auf Medienerziehung hätten. Gerade benachteiligte Kinder und Jugendliche benötigten eine strukturelle persönliche Förderung, die nur Fachkräften bieten können.
Für Markus Lahrmann, Chefredakteur „Caritas in NRW“, ist es wichtig, dass die Bildungsangebote im Bereich Medienkompetenz und politischer Bildung sich nicht nur an das Bildungsbürgertum und die Mittelschicht wenden. Angebote seien notwendig, die sich an alle Alterszielgruppen und Milieus richten und den gesamten Lebenslauf miteinbeziehen. Politische Bildung zur Demokratieförderung müsse in der Lebenswirklichkeit der Zielgruppen ansetzen und dazu auch z.B. Kommunikationsmethoden schulen und Kommunikations-Werkzeuge nutzen, die in der Lebenswelt der Menschen von Multiplikator*innen eingesetzt werden können.
Cornelia Schneider-Pungs von Microsoft Deutschland GmbH forderte eine Behebung der disparaten Verhältnisse in der Ausstattung: „Um Medien- und politische Bildung zu realisieren, sollten wir innovatives und inklusives Lernen für alle ermöglichen. Zugänglichkeit für alle bedeutet dabei vor allem vergleichbare Infrastruktur, aber auch Multimodalität.“ Die Vermittlung grundlegender IT-Kenntnisse müsse sich daher an alle Teile der Gesellschaft richten, um mögliche Risiken für die Demokratie und den sozialen Frieden abzuwenden: „Dazu ist ein neues Verständnis von Qualifizierung und beruflicher Weiterentwicklung in Bildungsinstitutionen nötig.“
Die Entwicklung der modernen KI-Technologien verfolgt Schneider-Pungs ebenfalls mit besorgtem Interesse: „Moderne KI-Technologien müssen allgemein zugänglich und verständlich gemacht werden. Dies wird künftig eine dauerhafte Herausforderung sein und das Bildungswesen stark verändern.“
Aus Sicht von Melanie Kubin-Hardewig von der Deutschen Telekom AG reiche Medienkompetenz allein nicht aus, um die digitale Welt zu einem sicheren Ort für einen respektvollen Umgang zu machen: „Für uns ist Medienkompetenz untrennbar mit Demokratiekompetenz verbunden. Mit vielfältigen Projekten und Initiativen setzen wir uns für Meinungsbildung und Vertrauen sowie gegen Ausgrenzung und Hass im Netz ein.“ Die Telekom AG setze sich für ein Internet ein, in dem alle die Möglichkeiten der digitalen Welt nutzen könnten – ohne Ausgrenzung oder Hass befürchten zu müssen.
Wie politische Bildung und Medienbildung gemeinsam Demokratie stärken können, zeigten eindrucksvoll die Praxisbeispiele von Anna-Lena von Hodenberg, Geschäftsführerin der HateAid gGmbH, Daniel Hildebrand, Projektleiter News Caching der medienblau GmbH und Vicky Lessing von Hidden Codes, einem Projekt der Bildungsstätte Anne Frank e.V.
Die gemeinnützige GmbH HateAid unterstützt Opfer von Hassrede, z.B. auch durch Prozesskostenhilfe. Dabei werde „der Ton im Netz immer rauer“, wie Anna-Lena von Hodenberg feststellte. Gemeinsam mit zahlreichen Kooperationspartnern, darunter auch die GMK und jugendschutz.net, setze man sich neben Hilfs- und Unterstützungsangeboten für die Vermittlung von digitaler Zivilcourage ein.
Das Projekt News Caching von medienblau vermittelt journalistische Kompetenzen und klärt zugleich über Fake News auf. Durch das wechselseitige Aufdecken von gezielt eingebauten Falschinformationen werden Informations- und Recherchekompetenz geschult.
Das Mobile Game Hidden Codes der Bildungsstätte Anne Frank sensibilisiert für radikale Strömungen und deren Codes und Erkennungszeichen. Wer diese kennt, kann sich klar abgrenzen. So können Jugendliche lernen, Haltung zu zeigen. (Zur Vorstellung in der Materialdatenbank mekomat.de)
Als Resümee der unterschiedlichen Beiträge zur Fachtagung hielten Prof. Andreas Büsch, Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz, und Markus Schuck von der AKSB fest: Das Miteinander und Zueinander von politischer Medienbildung war erfreulicherweise überhaupt keine Frage! Denn politische Bildung braucht Medienbildung, um in einer medialisierten Gesellschaft die notwendige kritische Kompetenz zu vermitteln, um künstlich generierte, ebenso wie gefälschte oder falsch kontextualisierte Artefakte zu entlarven. Und Medienbildung braucht politische Bildung, um die problematischen Einflüsse von Filterbubbles und Desinformation auf das demokratische Gemeinwesen angemessen adressieren und auf politisches Engagement hin deuten zu können.
Dementsprechend können politische Bildung und Medienbildung gemeinsam einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, Demokratie vor den Gefahren der digitalen Welt zu schützen. Gemeinsam müssen beide Professionen Menschen in jedem Lebensalter Fähigkeiten und Kenntnisse im Umgang mit Verschwörungsideologien vermitteln. Nur so kann Demokratie gestärkt werden und dauerhaft wehrhaft bleiben. Dabei bedarf es langfristiger struktureller finanzieller Förderung, mit der ein Recht auf digitale Bildung für jeden umgesetzt werden könne.
Die Fachtagung fand in der Reihe „mepodi: Medienbildung – politisch und digital“ statt. Diese wird von der AKSB seit über zehn Jahren in Kooperation mit der Katholischen Akademie in Fulda, der Medienanstalt Hessen und der Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz getragen. In diesem Jahr fand sie im Rahmen des AKSB-Projekts „Aus Erfahrung gut“ im bpb-Förderprogramm „Demokratie im Netz“ statt. Mit diesem Projekt hat die AKSB die Chance erhalten, die Medienkompetenz von Multiplikator*innen des sozialen Bereichs zu stärken. Im Projektverlauf wurde deutlich, dass die Vermittlung von Medienkompetenz in diesem Zusammenhang eine wichtige Aufgabe von politischer Bildung ist, um demokratische Gefährdungen im Netz zu erkennen, Gegenstrategien zu entwickeln und damit demokratische Strukturen zu stärken. Bei der Fachtagung stellte Dr. Tobias Fernholz, Leiter des bpb-Förderprogramms, die Zielsetzung des Programms vor und erläuterte einzelne Praxisbeispiele.
Die Fachtagung fand in der Reihe „mepodi: Medienbildung – politisch und digtal“ statt. Diese wird von der AKSB seit über zehn Jahren in Kooperation mit der Katholischen Akademie in Fulda, der Medienanstalt Hessen und der Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz getragen. In diesem Jahr fand sie im Rahmen des AKSB-Projekts „Aus Erfahrung gut“ im bpb-Förderprogramm „Demokratie im Netz“ statt. Mit diesem Projekt hat die AKSB die Chance erhalten, die Medienkompetenz von Multiplikator*innen des sozialen Bereichs zu stärken. Gunter Geiger konnte im Rahmen der Fachtagung ein erstes Resümee zum Projektverlauf ziehen: „Es hat sich gezeigt, dass die Vermittlung von Medienkompetenz in diesem Zusammenhang eine wichtige Aufgabe von Politischer Bildung ist, die zur Sicherung und Stärkung unserer demokratischen Strukturen einen Beitrag leistet.“
Bei der Fachtagung erläuterte Dr. Tobias Fernholz, Leiter des bpb-Förderprogramms, die Zielsetzung des Programms und stellte einzelne Praxisbeispiele vor. Sein Fazit zur bisherigen Laufzeit des bpb-Förderprogramms:
„Für die bpb im Allgemeinen und den Fachbereich politische Bildung und soziale Medien im Speziellen ist die Förderlinie bisher ein Erfolg. Das betrifft die Arbeit der Projekte selbst, die vielfach in kürzester Zeit innovative Projekte realisieren können, aber auch den durch die Förderlinie geschaffenen Arbeitszusammenhang und die Vernetzung der verschiedenen Träger. Digitale politische Bildung kann auf dieser Grundlage gemeinsam mit den Trägern weiterentwickelt werden.“
Einladung
Grenzenlose und anonyme Kommunikation im Internet birgt gleichermaßen Chancen und Risiken, denn sie fördert zwar Identifikation, führt aber auch zu Ausgrenzung und Diffamierung anderer. So finden Hate Speech sowie Menschenfeindlichkeit zumeist unkontrolliert Verbreitung und beeinflussen das soziale Miteinander. Für Berufsgruppen des sozialen Sektors ergeben sich daraus oft neue, potenziell belastende Situationen in einem ohnehin herausfordernden Arbeitsalltag.
Im Vordergrund der diesjährigen Fachtagung stehen die Fragen, welche Interventionen und welche präventiven Maßnahmen gegen Desinformation, Hassrede und andere Gefährdungen demokratieförderlicher Diskurse greifen und welche Ressourcen und „Spielräume“ es dazu braucht. Des Weiteren wird beleuchtet, wie sich digitale Kompetenzen beschreiben lassen und mit welchen Ansätzen sie gezielt gefördert werden können. Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und Bildung widmen sich den thematisch drängenden Fragen und arbeiten Chancen und Grenzen digitaler politischer Bildung zur Stärkung der Demokratie heraus.
Anmeldungen sind möglich bis zum 24. März 2023.
mepodi ist eine Kooperation der Medienanstalt Hessen, der Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke in der Bundesrepublik Deutschland e.V., der Katholischen Akademie des Bistums Fulda und der Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz KH Mainz.
Grußwort von Melanie Kubin-Hardewig
Vice President Group Corporate Responsibility bei Deutsche Telekom AG
Unsere Gesellschaft ist heute mehr gefordert denn je – Klimawandel, der Krieg in Europa, die Folgen der Corona-Pandemie und nun steigende Inflation in vielen europäischen Ländern – das sind nur einige Beispiele für Ereignisse, die ein Gefühl der Unsicherheit in der Gesellschaft und bei jedem von uns erzeugen.
In unsicheren Zeiten nehmen Fake News, Verschwörungstheorien und Hass in der Gesellschaft immer mehr Raum ein. Das passiert auch und gerade im digitalen Raum. Hass, Hetze und Diskriminierung finden jeden Tag im Netz statt. So war zum Beispiel bereits einer von drei jungen Menschen von Hass im Netz betroffen. Das Netz wird für politisch extreme Meinungsmache missbraucht. Das spaltet die Gesellschaft und gefährdet die Demokratie. Doch um die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern, ist es umso wichtiger, zusammenzustehen.
Wir leben in einer digitalen Welt. Soziale Medien, Online-Spiele und digitales Lernen – digitale Medien begleiten Kinder und Jugendliche bereits den ganzen Tag. Aber auch Erwachsene bewegen sich jeden Tag in der digitalen Gesellschaft. Schon heute gibt es keinen digitalisierungsfreien Raum mehr. Und die Digitalisierung wird weiter voranschreiten und immer mehr Aspekte des gesellschaftlichen Lebens beeinflussen. Das bietet erhebliche Chancen für Vernetzung und Verbindung, für Wohlstand und Wissensteilung. Damit diese Chancen aber auch genutzt werden können und alle an der digitalen Welt teilhaben und diese Möglichkeiten nutzen können, braucht es einen barrierefreien, erschwinglichen Zugang zur digitalen Infrastruktur, aber auch Medien- und Demokratiekompetenz.
Die kompetente Nutzung digitaler Medien beginnt beim Datenschutz und der Frage, wie man seine Privatsphäre am besten schützt, und reicht bis zur Frage, wie man sich im digitalen Raum sicher, fair und selbstbestimmt verhält. Aspekte wie diese werden derzeit noch zu wenig in der Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlichen berücksichtigt. Aber auch viele Erwachsene sind mit digitalen Phänomenen noch nicht vertraut, wissen zu wenig darüber und unterschätzen, wie die Interaktion in der digitalen Welt auch auf die analoge Welt überschwappt. Deshalb brauchen wir ein tiefes Verständnis für gesellschaftliche Phänomene, aber auch für technische Hintergründe. Politische Bildung spielt hier natürlich eine wichtige Rolle, aber auch, wie eine faire Debattenkultur in einer digitalen Welt stattfinden sollte. Vor allem brauchen wir digitale Zivilcourage und ein viel tieferes Verständnis dafür, wie Algorithmen und technologische Neuerungen funktionieren.
Als Deutsche Telekom beziehen wir klar Stellung zu unserer Verantwortung. Das Prinzip der „Verantwortung leben" ist Teil unserer Strategie – und unserer DNA. Wir stellen digitale Infrastruktur und setzen uns genau deshalb für digitale Teilhabe und Zusammenhalt in der digitalen Gesellschaft ein. Wir bekennen uns klar zur Vielfalt und treten für Chancengleichheit und Einbindung aller Menschen ein – unabhängig von Alter, ethnischer Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtlicher Identität, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung, sexueller Orientierung oder sozialer Herkunft. Im Gegenteil – wir glauben an Vielfalt, das Miteinander, an Vernetzung und an Kommunikation – gemeinsam sind wir immer stärker.
Zu unserem Engagement für digitale Teilhabe gehört deshalb auch, den Zugang zu unseren Netzen so barrierefrei wie möglich zu gestalten. Wir glauben, dass Medienkompetenz der Schlüssel für eine sichere und kompetente Nutzung der digitalen Medien ist. Wir fördern die Medienkompetenz durch vielfältige, internationale Initiativen. Ein Beispiel ist unsere Initiative „Teachtoday", die Kinder und Jugendliche, Eltern und Großeltern sowie pädagogische Fachkräfte mit alltäglichen Tipps und Materialien zur sicheren und kompetenten Mediennutzung unterstützt, oder unser digitales Kindermagazin „SCROLLER", das Kindern im Alter von neun bis zwölf Jahren Medienkompetenz auf Augenhöhe vermittelt.
Medienkompetenz allein reicht jedoch nicht aus, um die digitale Welt zu einem sicheren Ort für einen respektvollen Umgang zu machen. Für uns ist Medienkompetenz untrennbar mit Demokratiekompetenz verbunden. Mit vielfältigen Projekten und Initiativen setzen wir uns für Meinungsbildung und Vertrauen sowie gegen Ausgrenzung und Hass im Netz ein. Ein Beispiel ist unsere Kampagne „Gegen Hass im Netz", mit der wir ein Zeichen setzen und uns für ein Internet einsetzen, in dem alle die Möglichkeiten der digitalen Welt nutzen können – ohne Ausgrenzung oder Hass befürchten zu müssen.
Die Herausforderungen unserer Zeit können wir nur als geeinte, zusammenhaltende Gesellschaft meistern. Chancengleichheit, digitale Teilhabe, Medien- und Demokratiekompetenz sind dafür unerlässlich.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Veranstaltung.
Ihre
Melanie Kubin-Hardewig
Vice President Group Corporate Responsibility, Deutsche Telekom AG
Programm
12:00 Mittagsimbiss
13:00 Begrüßung
Gunter Geiger, Direktor, Katholische Akademie des Bistums Fulda und Vorstandsvorsitzender, AKSB e. V.
Prof. Dr. Murad Erdemir, Direktor, Medienanstalt Hessen Digitale Kommunikation: Täuschung, Inszenierung und Fälschung – welche Ausstattung und welche Konzepte braucht politische Bildung zur Stärkung der Demokratie?
13:15 Statements aus der Politik
Marlene Schönberger, MdB, Bündnis 90/Die Grünen
Saskia Esken, MdB, SPD
Petra Pau, MdB, Die Linke
Maximilian Funke-Kaiser, MdB, FDP
14:00 Einschätzungen und Erwartungen aus Wissenschaft und Bildung
Sabine Eder, Vorsitzende, Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) e.V.
Prof. Dr. Sven Kommer, Sprecher, Initiative „Keine Bildung ohne Medien!“
Markus Lahrmann, Chefredakteur, Caritas in NRW
14:40 Einschätzungen und Erwartungen aus Wirtschaft und Medien
Melanie Kubin-Hardewig, Vice President Group Corporate Responsibility, Deutsche Telekom AG
Marie-Teresa Weber, Head of Regulatory Policy DACH, Meta Platforms, Inc.
Cornelia Schneider-Pungs, Industry Advisor, Microsoft Deutschland GmbH
15:15 Kaffeepause
15:45 Hass, Hetze und Fake News im Internet – Möglichkeiten und Grenzen des Strafrechts?
Prof. Dr. Roman Poseck, Staatsminister, Hessisches Ministerium der Justiz
16:15 Wie kann die Stärkung der Demokratie durch politische Bildung und Medienbildung gelingen?
Dr. Tobias Fernholz, Leiter Förderprogramm „Demokratie im Netz“, Bundeszentrale für politische Bildung
Anna-Lena von Hodenberg, Geschäftsführerin, HateAid gGmbH
Daniel Hildebrand, Projektleiter News Caching, medienblau gGmbH
Vicky Lessing, Demokratietrainerin und Fortbildnerin Hidden Codes, Bildungsstätte Anne Frank e.V.
17:20 Fazit
Prof. Andreas Büsch, Clearingstelle Medienkompetenz &
Markus Schuck, AKSB e.V.
17:45 Get-Together mit Abendimbiss
Letzte Aktualisierung: 30. März 2023