Arbeit 4.0
Die digitale Transformation stellt Ökonomie und Politik sowie den Alltag der Menschen vor zahlreiche neue Herausforderungen. Sie verändert gleichsam die Arbeitswelt.
Arbeit war bisher von drei Faktoren geprägt: Arbeit hatte ihren Ort, sie hatte ihre Zeit und ihre Verfasstheit. Auf dieser Grundlage wurden Rechte für Arbeitnehmer/-innen in Form von Tarifverträgen, Vereinbarungen und Gesetzen verankert. Prognosen zur Folge werden sich die Anforderungen an Arbeit, das Verständnis von Arbeit, die Arbeitsorganisation und die Unternehmensstrukturen, die sich in Richtung „Netzwerkunternehmen“ entwickeln, verändern. Die Grenze zwischen Arbeits- und Privatleben wird tendenziell aufgehoben. Es entsteht eine neue „Arbeitskultur“, die sich der Vielfalt von Lebenslagen und Lebensstilen öffnet, gleichzeitig werden aber auch Sicherheit und Orientierung abnehmen.
Neben dieser „internen Flexibilisierung“ wird eine „externe Flexibilisierung“ in Form von „Crowdworking“ erwartet. Hierbei werden Arbeitsaufträge ausgelagert und auf Plattformen angeboten, auf denen sie von selbstständigen Arbeitnehmer/-innen erledigt werden. Es kommt zu einer zunehmenden Entgrenzung von Öffentlichkeit und Privatheit, der private Rückzugsraum löst sich auf. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das lange Zeit dominierende Modell der unbefristeten, abhängigen Vollzeitbeschäftigung nicht erst seit der Digitalisierung erodiert und stattdessen atypische Beschäftigungsverhältnisse zunehmen.
In sozialethischer Perspektive ist die Arbeit wesentlicher Ausdruck der menschlichen Würde (Sozialenzyklika Laborem exercens). Daher muss die Arbeit auf den Menschen hin geordnet und ausgerichtet sein. Zentraler Ausgangspunkt und Ziel ist für die christliche Sozialethik die Sicherung der Personalität des Menschen. Gemeint ist damit, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse (die Ordnung der Welt) so gestaltet werden, dass sie die Selbstentfaltung der individuellen Anlagen des Menschen durch seine aktive und selbstbestimmte Gestaltung der Welt fördert. In der Gestaltung der Welt, gerade durch seine Arbeit, verwirklicht sich der Mensch.
Ein Schwerpunkt der AKSB-Fachgruppe II „Arbeit-Bildung-Soziales“ ist die Digitalisierung der Arbeitswelt. Der Fachaustausch thematisiert die Praxiserfahrungen der Bildungsangebote, die hier Akzente setzen. Insbesondere die katholisch-sozial orientierte politische Bildung muss sich der Frage stellen, wie die unaufhaltsame Digitalisierung aller Lebensbereiche human, gerecht, sozial und demokratisch zu gestalten sind. Unterwerfen wir uns fatalistisch der Digitalisierung unserer Welt – oder hilft sie uns auf dem Weg in eine Welt, in der alle Menschen ihr Menschsein selbstbestimmt und solidarisch verwirklichen können? Eine konstruktive, kritische Auseinandersetzung mit der digitalen Gesellschaft und Arbeitswelt ist notwendig.