Einschätzungen und Erkenntnisse zur politischen Jugendbildungsarbeit
Seit Frühling 2020 - der Zeit seit den Corona-bedingten Schließungen - sind digitale Methoden zur politischen Jugendbildung in den Fokus gerückt. Die wichtigsten Erkenntnisse, Herausforderungen und Lösungsansätze sind hier zusammengefasst.
Die aktuelle Corona-Krise verschärft vorhandene Probleme – dazu zählen etwa Frauen, die in Care-Arbeit und „systemrelevanten“ Berufen tätig sind, soziale Ungleichheit, Kindeswohlgefährdung, Verschwörungstheorien, Benachteiligung von gewissen Gruppen im Bildungsbereich und viele mehr. Daher ist gerade jetzt politische Bildung wichtiger denn je.
Es bieten sich zahlreiche Themenbereiche der politischen Bildung an, zum Beispiel:
- Gesellschaftliche Ungleichheiten in Corona-Zeiten
- Eigene (gesellschaftspolitische) Handlungsmöglichkeiten in der Krise
- Demokratieausübung trotz Einschränkungen
- Umgang mit Verschwörungstheorien
- Umgang mit Cyber-Trolling, Hate-Speech und Vorurteilen im Netz
Gleichzeitig tun sich folgende Probleme auf:
- Geringes Interesse an politischer Bildung seitens schulischen und anderen Kooperationspartner/-innen, denn:
- Andere Themen sind in Schule gerade wichtig(er): v.a. Abschlüsse, Übergänge, etc
- Direkter Zugang zu Jugendlichen sehr erschwert
- Beziehungsaufbau und Verbindlichkeit sind digital viel schwerer erreichbar
- Ungleiche technische Ausstattung von Jugendlichen
Ideen, um Zugänge zu schaffen:
- Aktuelle Themen und Bedarfe der jungen Menschen ermitteln
- Jugendliche aktiv aufsuchen und ansprechen (über Multiplikator/-innen/Lehrkräfte, Sozialarbeiter/-innen, über schon bestehende Kontakte (ehemalige TN), über Social Media)
- Auf Kooperationen zu nicht-schulischen Partnern zurückgreifen (hier ist hoher Bedarf und zugleich nicht so viel Leistungsdruck wie in den Schulen)
- Niederschwellige digitale/analoge Angebote mit dem Ziel, eine Verbindung/Beziehung zu schaffen, um auf dieser Grundlage weiterzuarbeiten
- Kombinierte Form: zunächst ein analoges Kennenlernen in der Schule, danach Weiterarbeit im digitalen Raum
Anforderungen hinsichtlich digitaler Formate:
- Verlässliche und datenschutzkonforme Programme und Tools seitens der Anbieter bzw. bereits etablierte Programme, z.B. in der Schule
- neben der inhaltlichen Moderation ist häufig auch eine technische Moderation notwendig, v.a. bei größeren Gruppen
- technische Ausstattung und Kenntnis der Teilnehmenden muss gewährleistet werden (vorherige Technik-Check-Ins, Einzelberatung, …)
- mehr Zeit zur Vorbereitung einplanen, um sich mit Tools bekannt zu machen und diese entsprechend vorzubereiten
--> angepasste Methodik und Didaktik („ins Digitale übersetzen“):
- Sinnvolle Kombination von synchronen (=gemeinsamen, Live-Sitzungen) und asynchronen Teilen (Selbstlerneinheiten) mit guten Übergängen
- Atmosphäre schaffen und Beziehung zu den Teilnehmenden aufbauen (Bedarf an Online-Warm-Ups (auch mit Bewegung), Einstiegsrunden z.B. mit Symbolen, Gegenstände, Bildern oder Emoticons, Möglichkeit des Vier-Augen-Gesprächs, ...)
- Je nach technischer Ausstattung müssen Methoden auch ohne Bild, ohne Mikro machbar sein
- Regelmäßige Pausen, da die Kommunikation oft hohe Konzentration erfordert