Fachtagung Digital 2020

Wie nutzen Extremisten Corona und auf welche Weise können Bildungsangebote, die darauf eingehen, digital aufbereitet werden? Per Zoom ging die Tagungsreihe "Digital2020" darauf ein.

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Im Zuge der Corona-Krise haben zwei Themen aktuell große Aufmerksamkeit bekommen: Fake News bzw. Desinformation und Verschwörungstheorien.
Die bekanntesten Beispiele reichen von 5G-Funknetz-Strahlungen, die angeblich den Covid19-Ausbruch verursacht haben, über Bill Gates, der von Verschwörungstheoretikern verdächtigt wird, an der Pandemie zumindest verdienen, wenn nicht sogar über einen Impfstoff alle Menschen mit Nanochips versehen zu wollen, bis hin zur Bundesregierung, die mit den Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung an einer weltweiten Verschwörung zur Unterdrückung aller Menschen mitwirkt.

Diese und andere Verschwörungserzählungen werden auch von extremistischen Gruppierungen verbreitet und genutzt. Damit steht die Frage nach deren Motiven im Raum. Und vor allem die Frage: Was können politische Bildung und Medienbildung in der derzeitigen Situation dagegen machen?

Rund 150 Teilnehmende aus dem gesamten Bundesgebiet nahmen dazu am 4. Juni 2020 an einem Online-Seminar aus der Reihe Medienbildung – politisch und digital teil. Die Veranstaltung ist eine Kooperation der AKSB – Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke in der Bundesrepublik Deutschland e.V., dem Bonifatiushaus Fulda, der Clearingstelle Medienkompetenz der deutschen Bischofskonferenz an der KH Mainz und der LPR Hessen – Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien.

Am Vormittag stellten Isabel Binzer und Flemming Ipsen von jugendschutz.net dar, wie Extremist/-innen die Corona-Pandemie nutzen. Sie berichteten, dass extremistische Gruppierungen die momentane Unsicherheit in der Gesellschaft nutzen, um demokratiefeindliche Inhalte zu verbreiten und Feindbilder zu schüren.
Diese Inhalte seien meist stark verwoben mit Verschwörungserzählungen rund um die aktuellen Maßnahmen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu bekämpfen. Beide Referenten verwiesen darauf, dass in vielen Altersgruppen die notwendige Medienkompetenz fehle, um Verschwörungstheorien zu erkennen und wissenschaftliche Meldungen besser einschätzen zu können.

Verschwörungserzählungen: Bildung online vs. Extremismus?

Die Frage, wie diese Themen in Online-Bildungsveranstaltungen bearbeitet werden können, lag dem anschließenden Impuls-Vortrag zugrunde. Prof. Andreas Büsch, Leiter der Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz, stellte Vor- und Nachteile von Präsenz- und Online-Formaten in der Präventionsarbeit vor und analysierte funktionale Entsprechungen für gewohnte Online-Formate. Vor allem im Bereich der an Teilnehmer/-innen orientierten gemeinsamen Erarbeitung von Inhalten sah er große Vorteile der Online-Veranstaltungen. Die passenden Tools finden sich in einer Mindmap der Clearingstelle Medienkompetenz; vier Apps wurden live gemeinsam mit den Teilnehmenden ausprobiert.

Nach einer Mittagspause begann der zweite Teil der Veranstaltung mit drei parallelen Workshops, zu denen sich die Teilnehmenden im Vorfeld anmelden konnten. Inhaltlich ging es um Methoden und Medien, um Online-Veranstaltungen ansprechend gestalten zu können:

In Workshop 1 gab Vera Borngässer, Diplom-Medienberaterin (ARS) bei der Digitale Helden gGmbH Tipps für die Erstellung von Erklärvideos und deren Einsatz in Online-Seimnaren. Neben zahlreichen grundsätzlichen Hinweisen stellte sie auch zwei Programme detailliert vor.
    Workshop 2 beschäftigte sich mit interaktiven Apps zur Belebung eines Online-Seminars. Marie-Juliette Leißner, Kultur- und Medienpädagogin M.A. bei Digitale Helden gab zahlreiche Hinweise auf unterschiedliche Apps und Web-Angebote.
    „Auf die Ohren“ war der dritte Workshop überschrieben. Benedikt Geyer, Sozialarbeiter/-pädagoge (M.A.) und Gründer des Podcasts IWMM – Irgendwas mit Menschen – stellte in einem zum Thema passenden Interviewformat die Möglichkeiten von Podcasts als Chance für die Bildungsarbeit vor.

Das Online-Seminar „Corona: „Ein gefundenes Fressen“ für Extremisten?“ wurde im Rahmen des Projektes „Religionssensible politische Bildungsarbeit“ durchgeführt. Innerhalb der AKSB war Dr. Andrea Keller bis Juni 2020 als Referentin dafür zuständig. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert dieses Projekt im Rahmen seines Programmes „Respekt Coaches“.

Die Veranstaltung fand zeitlich anstelle einer Corona-bedingt abgesagten zweitägigen Fachtagung im Bonifatiushaus Fulda statt. Diese Tagung zum Thema „Wir spielen doch nur!“ Die Inszenierung von Gesellschaft in digitalen Spielen. Eine Tagung der Reihe „Medienbildung – politisch und digital“ wird am 21./22. Januar 2021 nachgeholt. Außerdem findet am 2. November 2020 ein weiteres Online-Seminar in der Veranstaltungsreihe zum Thema „Computerspiele unterm Weihnachtsbaum“ statt.

Autoren:
Jonas Kühn (Akademie Klausenhof), Markus Schuck (AKSB) und Prof. Andreas Büsch (Clearingstelle Medienkompetenz)

Einladung zur Fachtagung „Corona: ‚Ein gefundenes Fressen' für Extremisten?“

Corona: "Ein gefundenes Fressen" für Extremisten?

Digital 2020: Unter diesem Namen befasste sich in den verganenen Jahren die AKSB-Veranstaltungsreihe mit den Entwicklungen der Digitalisierung und Digitalität in der politischen Bildungsarbeit. Nun - im namensgebenden Jahr 2020 - ist es Zeit für einen neuen Namen. Aus Digital2020 wird Medienbildung – politisch und digital.

Neben dem Namen gibt es in diesem Jahr eine weitere Änderung:

Die Fachtagung Medienbildung – politisch und digital wird in diesem Jahr am 4. Juni 2020 über Zoom angeboten. Alle weiteren Informationen stehen als PDF zum Download bereit.

Die ursprünglich geplante Fachtagung Digital 2020 / Medienbildung – politisch und digital, die am 4. und 5. Juni 2020 im Bonifatiushaus Fulda zum Thema "Gaminig" stattfinden sollte, wird aufgrund der aktuellen Ereignisse im kommenden Jahr als Präsenzveranstaltung nachgeholt.