Heribert Prantl: Demokratie ist 'Zukunft! Miteinander! Gestalten!'
Demokratie funktioniere jedoch dann nicht gut, wenn „immer mehr Menschen nicht oder nicht mehr mitmachen.

„Der Glaube daran, dass Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sich, und sei es langsam, weiterentwickeln, der Glaube an den Fortschritt der Aufklärung ist erschüttert; er hat tiefe Risse. Das Herbstgefühl ist nicht wohlig sondern bang; es ist das Gefühl existenzieller Unsicherheit; es ist das Gefühlt, dass unvermittelt die Barbarei durch diese Risse kriechen könnte." Mit diesen Worten gab Prof. Dr. Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung und Leiter des Ressorts Innenpolitik, den rund 200 Gästen in der Katholischen Akademie in Berlin einen Einblick in seine aktuelle Gefühlswelt. Sein Festvortrag stand im Mittelpunkt der AKSB-Festakademie, die den festlichen Rahmen zur Verabschiedung des langjährigen AKSB-Geschäftsführers Lothar Harles.
Die Fragestellung „Demokratie fällt nicht vom Himmel?" seines Vortrages beantwortete Prof. Prantl mit Blick auf die Politische Bildung klar: „Und damit sind wir bei der Politischen Bildung, die ja kein Gedöns ist, sondern eine demokratische Notwendigkeit. Demokratie ist ja nicht irgendwann mal vom Himmel gefallen und dann für immer da. Demokratie muss man lernen, immer wieder. Demokratie beginnt in der Schule, sie ist ein Lebensprinzip“. Für ihn ist Demokratie „Zukunft! Miteinander! Gestalten!“. Sie sei das erfolgreichste, beste und friedlichste Betriebssystem, das es für ein Land gebe.
Demokratie funktioniere jedoch dann nicht gut, wenn „immer mehr Menschen nicht oder nicht mehr mitmachen“ und Demokratie nicht mehr als Heimat erlebt werde. Sie funktioniere nur dann gut, wenn die gewählten Politiker mit denen im Gespräch bleiben, die sie gewählt haben. Alle Mitglieder dieser Gesellschaft müssten „Zukunft gemeinsam gestalten“ als demokratisches Prinzip verstehen. Hier sieht Prantl ein wichtige Aufgabe der Politischen Bildung: „Ihre Arbeit also, meine lieben Damen und Herren von den katholisch-sozialen Bildungswerken, ist kein Sing-Sang zur Verschönerung der Maiandacht. Politisch-soziale Bildungsarbeit ist der Hefeteig für eine Demokratie.“
Festschrift „Politische Bildung stärken - Demokratie fördern“ als Dank an Lothar Harles
Bei der anschließenden Verabschiedung des langjährigen AKSB-Geschäftsführers Lothar Harles überreichten ihm AKSB-Vorsitzender Dr. Michael Reitemeyer und der 2. Vorsitzende Benedikt Widmaier eine Festschrift „Politische Bildung stärken - Demokratie fördern“, die sie gemeinsam mit Dr. Karl Weber und Markus Schuck beim Wochenschau Verlag aus Anlass seines zurückliegenden 65. Geburtstages herausgegeben haben. Damit bringe die AKSB ihren besonderen Dank an Lothar Harles zum Ausdruck, dem die Vermittlung demokratischer Werte in nationaler und internationaler Bildungsarbeit besonders wichtig ist.