Nachruf auf Dr. Bernhard Vogel
Wir trauern um den ersten Vorsitzenden der AKSB, Ministerpräsident a.D. Professor Dr. Bernhard Vogel.

Mit dem Tod von Ministerpräsidenten a.D. Dr. Bernhard Vogel verliert die deutsche Politik eine herausragende Persönlichkeit, die nicht nur Rheinland-Pfalz und Thüringen viele Jahre prägte, sondern auch innerhalb der außerschulischen politischen Bildung einen bleibenden Einfluss hinterließ. Vogel war eine prägende Figur, die ihre tiefen Werte und Visionen sowohl in der Politik als auch in der katholischen Soziallehre lebte.
Sein Weg in die politische und gesellschaftliche Arbeit begann jedoch nicht in der Politik, sondern in der katholischen Bildungsarbeit. Schon 1956 trat Bernhard Vogel seine Tätigkeit im Heinrich-Pesch-Haus in Mannheim an. In seiner Funktion als Jugendbildungsreferent organisierte er Seminare und Kurse zur politischen und sozialen Bildung, die vor allem Jugendliche aus Industriebetrieben und Gymnasien ansprachen.
Im Heinrich-Pesch-Haus kam er mit der katholischen Soziallehre in Kontakt, die er unter anderem durch den Jesuitenpater Oswald von Nell-Breuning vertiefte. Von Nell-Breuning gab ihm nicht nur geistiges Rüstzeug, sondern auch das politische Fundament, um sich mit den zentralen Prinzipien der katholischen Soziallehre auseinanderzusetzen. Besonders das Prinzip der Subsidiarität – das die Verantwortung auf die niedrigste mögliche Ebene verlagert – wurde für Vogel ein leitender Gedanke, der seine politische Arbeit und sein Leben nachhaltig beeinflusste.
Bernhard Vogel war in der katholischen Bildungsarbeit gut vernetzt und durch seine Tätigkeiten sowohl regional als auch bundesweit bekannt. Dies ebnete ihm den Weg zu einer entscheidenden Rolle in der katholischen Sozialarbeit, die ihn schließlich 1970 zum ersten Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Katholisch-Sozialer Bildungswerke (AKSB) machte.
Bis zu diesem Zeitpunkt war die AKSB noch nicht als eigenständige Organisation aufgestellt, sondern an das Sozialreferat des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) angebunden. 1970 jedoch erhielt die AKSB mit einer neuen Satzung ihre Eigenständigkeit. Dieser Umbruch war ein herausfordernder und richtungsweisender Moment. Unter der Leitung von Bernhard Vogel vollzog die AKSB einen entscheidenden Schritt, der unter anderem mit einem Umzug von Limburg nach Bonn verbunden war. Vogel trug maßgeblich zum Aufbau einer neuen Geschäftsstelle bei und engagierte sich intensiv dafür, der AKSB ein klares Profil zu verleihen. Denn der Umzug nach Bonn bedeutete zugleich eine gemeinsame Etage mit den Geschäftsstellen der Bundesarbeitsgemeinschaft für katholischen Erwachsenenbildung (damalige Abkürzung „BAG“) und der Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung. Durch diese räumliche Nähe sahen sich Vorstand und Geschäftsführung verstärkt dem Anspruch der BAG ausgesetzt, dass diese allein die Vertretung sämtlicher Interessen der katholischen Erwachsenenbildung auf Bundesebene in Anspruch zu nehmen hätte. In mehrere Treffen arbeitete Vogel an Kompromissen, um eine eindeutige Zuordnung der drei Arbeitsgemeinschaften auf Bundesebene zu erreichen.
Bernhard Vogel war somit nicht nur der erste Vorsitzende der AKSB, sondern auch ein maßgeblicher Akteur beim Aufbau und der Konsolidierung dieser Organisation. Seine Arbeit in dieser Zeit legte den Grundstein für die Entwicklung der AKSB zu einer bedeutenden Instanz in der katholisch-sozial-orientierten politischen Bildung.
Neben seiner Tätigkeit im AKSB war Bernhard Vogel stets ein Mann der Praxis. Seine Erfahrungen in der politischen Bildung und sozialen Arbeit flossen in sein späteres politisches Engagement ein. Als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz (1976 bis 1988) und des Freistaats Thüringen (1992 bis 2003) übernahm er eines der höchsten politischen Ämter im Land und prägte die politische Landschaft nicht nur im jeweiligen Bundesland, sondern auch bundesweit.
Bernhard Vogel wird uns als politischer Denker, Mann der Tag und Impulsgeber für eine gerechte Gesellschaft in Erinnerung bleiben. Die Ideen, die er in seiner Zeit bei der AKSB und in seiner politischen Karriere entwickelte, sind weiterhin von großer Bedeutung und werden auch in der Zukunft noch Einfluss auf gesellschaftliche und politische Diskussionen nehmen.
Erstellt: 4. März 2025