Heimat

Was ist Heimat? Ein Stück Erdboden, eine Region oder die Stadt, in der man geboren wurde?
So einfach lässt sich der Begriff im gesellschaftspolitischen Diskurs leider nicht beschreiben. Schließlich kann sich der Ort, in dem wir uns heimisch fühlen, verändern, kann durch einen anderen Ort ersetzt werden und es kann sogar passieren, dass man sich „mehrheimisch“ fühlt.
Wenn wir also als politische Bildner über den Begriff Heimat sprechen wollen, dann empfiehlt es sich, einen emotionalen Zugang zu wählen. Dann wird Heimat zu etwas, dass dem einzelnen Menschen vertraut ist, wo sich Wertvorstellungen und Traditionen mit den nahestehenden Menschen gleichen. Oder um es mit wenigen Wort zu sagen, wo sich ein Gefühl von Geborgenheit einstellt.

Genau hier liegt die Brisanz des Begriffs Heimat in der aktuellen politischen Bildung. Noch nie in der Geschichte unseres Landes hat sich Heimat so schnell verändert. Durch die globalen Einflüsse auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft lösen sich alte Barrieren schneller auf als jemals zuvor. Und damit schwindet auch das Sicherheitsgefühl, das Heimat vermittelt, und führt zu einem gefühlten Verlust des Vertrauten. Dieses führt bei einigen Menschen zu einem, bis ins radikale führende, Festhalten am Vergangenen und entflammt die Angst vor dem Unbekannten. Da dies aber nicht alle Menschen betrifft, sondern nur eine Lösungsstrategie im Umgang mit der Schnelllebigkeit der heutigen Zeit ist, führt dies zu einer weiteren, tiefgreifenden Spaltung unsere Gesellschaft. Heimat wird zum Kampfbegriff von politischen und gesellschaftlichen Akteuren. Dadurch wird Heimat, mit allem, wofür der Begriff steht, zu einem aktuellen, zentralen Themenfeld für die politische Bildung.

Es muss den Akteuren der politischen Bildung gelingen, die Verklärung des Vergangenen aufzulösen, ohne dabei die Menschen, die daran festhalten, abzuhängen. Und auf der anderen Seite müssen „Globalisierungsfreunde“ verstehen, dass nicht jeder Mensch den schnellen Veränderungen positiv gegenübersteht. Es muss versucht werden, die positiven Möglichkeiten der Veränderung in Gegenwart und Zukunft zu beleuchten und ein Vertrauen aufgebaut werden, dass Heimat, im hier gewählten emotionalen Begriffsverständnis, weiterhin eine sicherheitsstiftende Konstante ist, die aber einem Wandel nicht ablehnend gegenüberstehen darf.

Ganz im Sinne des Beutelsbacher Konsens muss die politische Bildung dieses kontroverse Thema, von allen Seiten betrachten, einen Diskurs zwischen den verschiedenen Positionen anregen oder aufrechterhalten und sich als Mediator für die Menschen anbieten. Genau dann kann es gelingen, daraus eine Stärkung der Demokratie zu erreichen, in der kein Heimatgefühl verloren geht, in der Veränderung nicht angstbesetzt ist und Globalisierung nicht ausschließlich negativ wahrgenommen wird.