AKSB-Jahrestagung 2019

Unter dem Titel "Digitze or die?" befasste sich die Tagung mit den Chancen von sowie dem richtigen Umgang mit Digitalität und Algorithmen. Impulse lieferten Prof. Dr. Doris Aschenbrenner (TU Delft) und Ralph Müller-Eiselt (Bertelsmann-Stiftung)

v. l. n. r.: Dr. Barbara Kappenberg (Katholische Akademie Stapelfeld), Prof. Dr. Doris Aschenbrenner (Technische Universität Delft) und Ralph Müller-Eiselt (Bertelmann-Stiftung) im Austausch. Bild: AKSB

„Digitize or die? Digitale Ethik als Aufgabe der politischen Bildung“: Mit diesem Thema befasste sich die Jahrestagung der AKSB (Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke in der Bundesrepublik Deutschland e. V.), die am 25. und 26. November 2019 in der Katholischen Akademie Stapelfeld in Cloppenburg stattgefunden hat. Das Ergebnis dieser Veranstaltung fasste Gunter Geiger, Vorsitzender der AKSB, zusammen: „Die Vorträge und Diskussionen haben deutlich gemacht, dass Digitalität ein großes Potenzial hat, aber weiterhin viele gesellschaftliche und ethische Fragen offen sind. Die politische Bildungsarbeit kann – und sollte sogar – dabei eine wichtige Rolle einnehmen.“

So wies Dr. Doris Aschenbrenner. Professorin für Mensch-Roboter-Coproduktion an der Technischen Universität Delft in Ihrem Vortrag „Mensch und Maschine – Zusammen sind wir stark“, darauf hin, dass in einigen anderen Länder digitale Techniken das Leben umfassend durchdringen. „Deutschland ist im Vergleich zu den Niederlanden im Bereich der Digitalität ein absoluter Anfänger.“ Die Entwicklung zu mehr Digitalität begrüßt sie unter gewissen Voraussetzungen: „Mein Ausblick ist prinzipiell positiv unter der Bedingung, dass die Gesellschaft in der Lage ist, Digitalität aktiv und kritisch zu begleiten. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Diskurs. Dafür ist Aufklärung darüber, was bei der Digitalisierung und bei Algorithmen passiert, Grundvoraussetzung.“

Eine ähnliche Ansicht vertrat Ralph Müller-Eiselt, Director Programm Megatrends der Bertelsmann-Stiftung, in seinem Vortrag „Allmacht der Automaten? Wie wir Algorithmen fürs Gemeinwohl zähmen können“. Im Bildungsbereich sieht er viele Möglichkeiten. Die Digitalisierung durchdringe schon jetzt verschiedene Aspekte, jedoch: „Noch bleiben viele Potenziale für mehr Chancengleichheit ungenutzt. Etwa durch personalisierte Bildungsangebote mit Blick auf Lernstil, Lerntempo und Lernweg.“ Die möglichen Vorteile von Algorithmen liegen für ihn auf der Hand: „Sie können unsere Schwächen ausgleichen, speziell im Umgang mit Komplexität, Konsistenz, Effizienz und Fairness.“ Auf dem Weg zu einer systematischen Nutzung dieser Chancen sieht er einige nötige Schritte, insbesondere aber diesen: „Wir brauchen eine breite Algorithmen-Kompetenz auf allen Ebenen. Das bedeutet: Verankerung in schulischen Curricula, Institutionen wie eine Bundeszentrale für algorithmische Kompetenz, Professionsethik für Programmierer, staatlicher Kompetenzaufbau.“

Diese und weitere praxisnahe Thesen behandelten die Teilnehmer/-innen der Fachtagung in BarCamp-Sessions, deren Inhalte über das Online-Tool zumpad gemeinsam bearbeitet werden konnten.

„Die Fachtagung hat viele spannende Ansätze hervorgebracht – nicht nur mit Blick auf die Inhalte, die in der politischen Bildungsarbeit vermittelt werden, sondern auch mit Blick darauf, wie sie vermittelt werden können“, fasst Dr. Karl Weber, Geschäftsführer der AKSB, zusammen. „Allen Ebenen unserer Gesellschaft ein besseres Verständnis von der Macht der Algorithmen zu vermitteln, wird weiterhin ein wichtiges Thema der außerschulischen Bildungsarbeit der AKSB-Mitglieder sein.“

Einladung zur Jahrestagung

"Digitize or die“ – stell Dich der Digitalisierung oder Du wirst in den nächsten Jahren verschwinden! Solche Formulierungen finden sich in den Vorträgen zahlreicher Vertreter von IT-Unternehmen. Umgekehrt rufen selbst Silicon-Valley-Insider in ihren Publikationen zum Löschen aller Social-Media-Accounts auf und mahnen zu mehr Humanismus in Zeiten der totalen Digitalisierung.

Die Auswirkungen, die Digitalität auf die politische Willensbildung, auf die gesellschaftliche Kommunikation und auf die Bildungslandschaft hat, sind derzeit nur in Umrissen zu fassen. Umso mehr braucht es für die praktische Arbeit Orte der Vergewisserung und zur Standortbestimmung. Diese Orte schafft die politische Bildungsarbeit mit ihren Angeboten und sie kann dabei helfen, eine digitale Ethik zu entwickeln und zu verbreiten.

Auf unserer Jahrestagung wollen wir gemeinsam mit Expert/-innen aus Wissenschaft und Praxis Einblicke in die aktuellen Fragestellungen rund um das Thema Digitalität geben und uns damit auseinandersetzen, wie der Diskurs um eine digitale Ethik in der politischen Bildungsarbeit einfließen und wie die AKSB als wichtiger Akteur in der Vermittlung digitaler ethischer Kompetenz erkennbar werden kann.
Im Rahmen eines BarCamps können die Teilnehmenden ihre eigenen Inhalte zur Digitalität und deren Chancen und Grenzen einbringen.
Am Dienstagnachmittag werden wir das Thema zusammen mit der KEB Deutschland auf einer gemeinsamen Konferenz vertiefen.

Die Jahrestagung findet am 25. und 26. November 2019 in der Katholischen Akademie Stapelfeld, Cloppenburg statt.
Anmeldungen sind bis zum 8. November 2019 möglich. Alle weiteren Informationen stehen in den beigefügten Programmen bereit.

Referenten/-innen der AKSB-Jahrestagung und der Tagung der AKSB und KEB

Dr. Doris Aschenbrenner

Dr. Doris Aschenbrenner ist Professorin an der TU Delft für den Bereich Mensch-Roboter Koproduktion. Zuvor hat sie am außeruniversitären Forschungsinstitut „Zentrum für Telematik“ in Würzburg gearbeitet und an der Universität Würzburg ihre Doktorarbeit zu Fernwartung von Industrierobotern in einem Projekt mit KUKA Industries und Procter&Gamble geschrieben. Sie ist netzpolitische Sprecherin der SPD Bayern und engagiert sich gesellschaftspolitisch in vielen Bereichen rund um die Digitalisierung.

Ralph Müller-Eiselt

Ralph Müller-Eiselt arbeitet seit Ende 2010 bei der Bertelsmann Stiftung und leitet dort als Direktor das Programm Megatrends, das sich unter anderem mit den gesellschaftlichen Auswirkungen, Chancen und Risiken der Digitalisierung auseinandersetzt. Er ist Autor der Bücher „Die digitale Bildungsrevolution“ sowie „Wir und die intelligenten Maschinen“. Vor seiner Zeit bei der Bertelsmann Stiftung war er unter anderem für das Präsidium der Leuphana Universität und das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur tätig.

Prof. Dr. Caja Thimm

Prof. Dr. Caja Thimm ist seit 2001 Professorin für „Medienwissenschaft und Intermedialität“ an der Universität Bonn. Sie hatte Gastprofessuren u.a. in Santa Barbara/USA, Cardiff/Großbritannien und Dijon/Frankeich inne und war Mitglied mehrerer Enquete-Kommissionen zum digitalen Wandel sowie der Altenberichtskommission der Bundesregierung. Von 2010-2016 leitete sie das DFG-Projekt „Deliberation im Netz“, seit 2017 ist sie Koordinatorin und Sprecherin des NRW Graduiertenkollegs und des Forschungsverbundes „Digitale Gesellschaft“.

Prof. Dr. Kira Nierobisch

Prof. Dr. Kira Nierobisch ist seit 2017 Professorin für „Methoden der sozialen Arbeit“ an der Katholischen Hochschule Mainz. Zuvor war sie unter anderem als wissenschaftliche Mitarbeiterin, Dozentin und Trainerin an verschiedenen Hochschulen sowie als systemische Beraterin/Therapeutin tätig. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen auf außerschulischer Jugendbildung, Identitätsbildungsprozessen in der Jugendarbeit, (systemischer) Bildungsberatung, Bindungstheorien und pädagogischen Beziehungen, qualitativen Forschungsmethoden sowie Didaktik und Methodik der Jugend- und Erwachsenenbildung.